"Je besser wir die Diktatur verstehen, umso besser können wir Demokratie gestalten"

Roland Jahn*1953 Journalist, Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU


angebotdiktatur-aufklärung

Als Frau, die in beiden Teilen Deutschlands sozialisiert wurde, verstehe ich mich einerseits als Brückenbauerin zwischen "Ost und West", Kriegs-, Nachkriegs- und Folgegenerationen und anderseits auch Sprecherin der Personengruppe, die ich seit der Öffnung der Mauer als verunsichert, verstummt bzw. sprachlos wahrnehme.

Aufgewachsen in der ehemaligen DDR war es für mich ein anstrengender Weg, mein natürliches Bedürfnis nach gesunder Autonomie, Selbstbestimmung und Mit-Menschlichkeit zu verwirklichen. Ich zähle zu den Personen, die bereits als Schülerin mit den Angehörigen der Staatsicherheit in Konflikt kam. Die Willkür der Akteure der SED-Diktatur schockierte mich und veränderte meine Wahrnehmung. Das menschenverachtende System der ehemaligen DDR widersprach meinen natürlichen Empfindungen und Vorstellungen von einem würdevollen Leben.

Im Alter von 24 Jahren kehrte ich meiner Heimat den Rücken. Die Flucht in die BRD misslang und endete mit einer dreijährigen politischen Inhaftierung. Das Leben hinter den Gefägnismauern sehe ich heute als eine wertvolle Erfahrung, die ich als Universität des Lebens empfinde. Meine humanistische Überzeugung befähigte mich trotz der schwierigen Umstände allen Menschen mit offenem Herzen zu begegnen. Eigenverantwortliches Handeln, Bereitschaft zum dialogischen Austausch und meine klare Zielsetzung stellten die Faktoren dar, die mir die Gestaltung des Zusammenlebens mit anderen ermöglicht haben. Es ist mir heute ein wichtiges Anliegen, meine Erfahrung heranwachsenden Generationen sowohl als Vorbild für couragiertes Handeln als auch Möglichkeiten gesellschaftlichen Mitgestaltens aufzuzeigen.

Den Sinn meines Bildungsangebotes sehe ich vor allem darin, über das Leben während der Epoche des Kalten Krieges als Akteurin in beiden deutschen Nachkriegssystemen aufzuklären. Als Zeugin der SED-Diktatur biete ich Wege an, die lebensgeschichtliche, transgenerative Ereignisse kognitiv erfahrbar machen. Teilnehmende entwickeln Kompetenzen, wie sie sich selbst positionieren, Enttäuschungen konstruktiv verarbeiten und zukünftigen Fehleinschätzungen vorbeugen können.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in Interviews mit SchülerInnen auf YouTube oder hören Sie sich das Interview aus Bremen an:
Lesen Sie auch den Artikel DDR-VERGANGENHEIT. Schüler lernen von Zeitzeugen beim Deutschlandfunk. Empfehlenswert ist auch der Artikel "Politische Gefangene der DDR. Die Haft dauert an" aus der FAZ vom 09.11.2013, der Ihnen auch als Download zur Verfügung steht.

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